Über den Tango Argentino



Tango

Der Tango Argentino entstand Ende des 19. Jahrhunderts am Rio de la Plata in den Einwanderervierteln der Städte Buenos Aires und Montevideo. Seine mittlerweile mehr als hundertjährige Tradition füllt sich in den letzten Jahren wieder mehr und mehr mit Leben und begeistert die Menschen sowohl in seinem Ursprungsland Argentinien als auch in Europa und Japan. Dieser Tango ist leidenschaftlicher und melancholischer Ausdruck der Sehnsucht nach Leben, Liebe und Tod, und hat mit dem, der in Europa als Schlager und Gesellschaftstanz vermarktet wurde, nur wenig gemeinsam.

Seine ersten Wurzeln liegen im undokumentierten Dunkel, in den ärmlichen Vorstädten der enttäuschten Einwanderer, die mit trügerischen Hoffnungen auf eine bessere Lebenssituation in großer Zahl aus allen Teilen Europas, vor allem aus Italien und Spanien, ins Land kamen. In diesem Aufeinandertreffen der Kulturen afrikanischer Sklaven, suburbaner und ländlicher Bevölkerung sowie des stetig steigenden Immigrantenstroms wurde aus dem Verschmelzen der Rhythmen, Klänge und Tänze der Tango als eigene Form in Tanz und Lied geboren - "ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann", so charakterisierte ihn der Dichter Enrique Santos Discépolo.

Zu dieser Zeit war der Tango Tanz der sozialen Unterschicht, seine eigentliche Heimat waren Hafenkneipen und eine durch die männlich dominierte Einwandererstruktur blühende Bordellszene. Bedingt durch die soziale Aufwertung der Immigranten und den Erfolg des Tango in Europa in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts, hielt der Tango auch in Buenos Aires Einzug in die Oberschicht, wo es als Gesetz galt, alle aus Paris kommenden Moden mitzumachen, und wurde damit auch in seiner Heimat gesellschaftsfähig.

Tango

Der berühmteste Interpret dieser Zeit und gleichsam seine Ikone ist der Sänger Carlos Gardel, der auch heute noch beinahe wie ein Heiliger verehrt wird. Nach seinem Tod 1935 setzte eine Blüte des Tango ein, die bis Ende der 40er Jahre dauerte und bis heute nicht wiederkehrte. In dieser Zeit spielten in Buenos Aires zeitweise mehr als 600 Orchester in den verschiedenen Salons, wo auch der Tanz gepflegt und in seiner Ausdrucksweise derart verfeinert wurde, daß man ihn wohl als den kompliziertesten aller Volkstänze bezeichnen kann, den man in seinen Grundprinzipien rasch erlernt, dessen Perfektionierung jedoch ein ganzes Leben in Anspruch nimmt.

Anfang der 50er Jahre stagnierte die Weiterentwicklung, die durch Astor Piazzolla in den 60er Jahren wieder vorangetrieben wurde. Durch die Berührung mit dem Jazz und Einflüssen avantgardistischer Stilmittel bekam der Tango neue Impulse und wandelte sich von der Volks- und Tanzmusik zur Kunst- und Konzertmusik, zum Tango Nuevo. Osvaldo Pugliese, der einen unverkennbaren eigenen Stil entwickelte, und Aníbal Troilo blieben dem traditionellen Tango treu und erweiterten ihn innerhalb seiner festgesteckten Grenzen mit hoher Kunstfertigkeit zu neuer Expressivität.

Der argentinische Tango erlebt seit einigen Jahren nicht nur in seiner Heimat und seinen einstigen Hochburgen Paris und Berlin eine glanzvolle Renaissance, sondern nimmt durch seine weite Verbreitung eine Entwicklung, an deren Anfang wir uns erst befinden. Tourneen argentinischer Shows wie "Tango Argentino", "Tango Pasión" und "Tango x2" hatten große internationale Erfolge zu verzeichnen.